Inmitten des hektischen Arbeitstages gleicht die Mittagspause oft einem schnell überflogenen Kapitel in einem spannenden Buch – man ist zwar kurz abgelenkt, aber die Handlung geht unaufhaltsam weiter. Stress und die damit verbundenen Hormone, insbesondere Cortisol, sowie der Konsum von fett- und zuckerreichen „Komfortnahrungsmitteln“ führen häufig dazu, dass wir unbewusst mehr essen als nötig. Forscher:innen haben einen klaren Zusammenhang zwischen Stress und Gewichtszunahme festgestellt. Eine Studie der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz ergab, dass über 40 % der europäischen Arbeitnehmer:innen unter arbeitsbedingtem Stress leiden, der oft langfristige Auswirkungen auf das körperliche und psychische Wohlbefinden hat, einschließlich ungesunden Essverhaltens.
Kurzfristig kann Stress den Appetit unterdrücken, da das Nervensystem Signale an die Nebennieren sendet, die das Hormon Epinephrin (auch bekannt als Adrenalin) freisetzen. Dieses Hormon löst die sogenannte „Kampf-oder-Flucht-Reaktion“ aus, die das Essbedürfnis vorübergehend hemmt. Doch bei länger anhaltendem Stress schütten die Nebennieren das Hormon Cortisol aus, das den Appetit anregt und die Motivation zu essen steigert. Besonders gefährlich wird es, wenn diese Stressreaktion dauerhaft aktiviert bleibt und der Cortisolspiegel über einen längeren Zeitraum erhöht verharrt.
In Kombination mit hohen Insulinspiegeln und dem „Hungerhormon“ Ghrelin führt dies häufig dazu, dass fett- und zuckerreiche Lebensmittel konsumiert werden. Diese wirken kurzfristig beruhigend und senken den Stresspegel, was erklärt, warum solche „Komfortnahrungsmittel“ in stressigen Zeiten so verlockend sind.
Das Stresshormon Cortisol regt Appetit an. Besonders gefährlich ist chronischer Stress.
Achtsames Essen bietet eine wirkungsvolle Methode, um den Kreislauf von Stress und ungesundem Essverhalten zu durchbrechen. Während Stressessen oft automatisch und unbewusst abläuft, ermöglicht achtsames Essen, das Essen bewusst wahrzunehmen und den Moment zu genießen. Studien zeigen, dass Menschen, die sich Zeit nehmen, um die Aromen, Texturen und Sättigungssignale ihrer Nahrung wahrzunehmen, nicht nur weniger essen, sondern auch seltener zu ungesunden Lebensmitteln greifen.
Eine Studie der Universität Wageningen fand heraus, dass achtsames Essen die geistige Schärfe nach der Mittagspause um bis zu 20 % steigern kann. Eine weitere Untersuchung an der Universität Basel ergab, dass achtsames Pausieren das Stressniveau um 25 % senken kann. Das bewusste Genießen von Mahlzeiten trägt somit nicht nur dazu bei, den Geist zu beruhigen, sondern auch die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit zu steigern.
Man kann nicht gut denken, gut lieben oder gut schlafen, wenn man nicht gut gegessen hat.
Virginia Wolf
Zeit für das Essen nehmen: Vermeidung von Ablenkungen wie E-Mails oder Fernsehen während der Mahlzeit.
Jeden Bissen genießen: Die Aromen, Texturen und Düfte der Speisen bewusst wahrnehmen.
Stressmuster erkennen: Es hilft, zwischen echtem Hunger und stressbedingtem Verlangen nach Nahrung zu unterscheiden.
Die Verbindung zwischen Stress, Essverhalten und Produktivität zeigt, wie wichtig es ist, bewusste Pausen in den Alltag zu integrieren. Achtsames Essen hilft nicht nur dabei, Überessen zu vermeiden, sondern trägt auch zur Regeneration des Geistes bei und verbessert die Konzentration.
Durch Achtsamkeit beim Essen lässt sich nicht nur die Gesundheit fördern, sondern auch der geistige Garten pflegen, um mit neuer Energie in den Nachmittag zu starten.
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